mit Leidenschaft besser schiessen...
Training

Die vier (fünf) Stufen des Lernens beim Schiessen

Warum wird man eigentlich schlechter, wenn man eine neue und bessere Technik gelernt hat? Und was macht es gerade dann auch noch so schwer diese neue Technik im Wettkampf anzuwenden?

Diese Fragen habe ich mir auch selbst nach meinen Trainer-Ausbildungen gestellt. Dazu muss man wissen, dass ich „lerngeil“ bin und wenn mich etwas packt möchte ich alles über das Thema lesen / wissen. Aber genau das war der Grund für die Verschlechterung meiner Leistung.

Durch den kanadische Psychologe Prof. Alfred Bandura bin ich auf die vier Stufen des Lernens aufmerksam geworden und will sie hier anhand vom Training im Schießsport veranschaulichen:
1. Die unbewußte Inkompetenz

Ich weiß nicht, dass es Pistolen gibt, somit weiß ich auch nicht, dass ich Pistolenschiessen könnte.
2. Bewußte Inkompetenz

In der zweiten Stufe hat man das Pistolenschiessen für sich entdeckt und man stellt fest, dass man es noch nicht kann. Hier faßt man den Entschluss Pistolenschiessen zu lernen. In dieser Stufe ist man von der Disziplin fasziniert und man baut Motivation auf die technischen Elemente lernen zu wollen.
3. Bewußte Kompetenz

In dieser Stufe kann man schon Pistolenschiessen. In diese Phase will man permanent schiessen. Man muss sich allerdings genau auf die Technik konzentrieren. Diese Stufe ist für den Lernenden meist sehr zufriedenstellend, aber Fortschritte sind schwer zu erreichen und es bedarf an weiterem intensivem Training. In der Pädagogik wird dies auch als nachhaltiges schulisches Lernen bezeichnet.
4. Unbewußte Kompetenz

In dieser Stufe hat man den Ablauf automatisiert. Man kennt diese Phase auch vom Autofahren. Alles passiert hier automatisch. Man kann sich nebenbei unterhalten und weiß am Ende gar nicht welche Route man heute gefahren ist. Man hat die Fähigkeit verinnerlicht. Je intensiver man etwas trainiert hat umso weniger Nervenresourcen letztendlich benötigt man. Aber man weiß es auch vom Autofahren, dass man diesen Zustand nicht erreicht, wenn man nur Sonntags fährt.
5. Perfektion

Dann ist man der Michael Schumacher des Autofahrens. Man hat diese höchste Stufe erreicht. Es ist der perfekte Ablauf. Man lebt den Schuss. Im Sport wird dieser Zustand auch Flow-Zustand genannt. Laut dem Buch Überflieger von Malcolm Gladwell erreicht man diesen Zustand nach 10.000 Stunden intensiven Trainings.

 

Wenn man sich jetzt diese fünf Phasen anschaut, dann wird einem schnell klar, dass immer dann wieder in die dritte Stufe zurück fällt, wenn man von einem automatisiertem Ablauf kommt (Stufe 4) und die Technik umstellt und / oder etwas neues lernt,. Man wird wieder zum „Fahranfänger“ und muss nun den Prozess wieder automatisieren. Klappt dies unter kontrollierten Bedingungen wie z.B. beim Training schon gut, heißt es nicht, dass es in Stressituationen auch funktioniert. Bei Stressituationen besteht die Gefahr, dass man in alte Muster zurück fällt. Ganz oder teilweise.

Was bedeutet, dies nun für unsere Training?

– Jede Änderung der Technik oder Ausrüstung muss man durch intensives Training automatisieren
– am besten kontrolliert man den Fortschritt der Automatisierung durch Testwettkämpfe in denen aber
der Focus auf der Technik liegt und nicht auf dem Ergebnis!
– Änderungen der Ausrüstung / der Technik sollten nur in der Vorbereitungsperiode durchgeführt werden
(ich werde auch noch einen Blogeintrag zur Trainingsplanung / Trainingsperiodisierung schreiben)

2 Comments

  1. der2tealex

    Zitat: Automatisierung kontrollieren durch „… Testwettkämpfe in denen aber
    der Focus auf der Technik liegt und nicht auf dem Ergebnis!“
    Ja, schön wär´s – die Idee find ich toll allein es ist schwer das dann auch umzusetzen. Denn der einzige Gegner der sich so auf die Schnelle findet ist man doch meist selber. Und wie soll ich jetzt Testwettkämofe mit Focus auf Technik durchführen???
    Da wäre ich doch mal für praktische Hilfen dankbar!
    Es ist wie mit Lothar Glebes Trainingspänen – da braucht es viel Willen und viel Zeit um das so durchzuziehen. Meist steht man halt doch am Stand und soll die drei bis vier „Serien“ für den Vereinsvergleich schiessen – Training ist da eher Fehlanzeige. Also muss ich alleine für mich trainieren – und meinen inneren Schweinhund ganz alleine bezwingen…

    Gruß aus Bayern,
    der2teAlex

    • MiSawi

      Den inneren Schweinehund zu besiegen ist einfach. Man muss nur mentale Stärke haben. Und das lässt sich ebenfalls trainieren.

Schreibe einen Kommentar zu MiSawi Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert